Kopfläuse

Neulich bei uns Zuhause

Neulich war es bei uns mal wieder soweit. Meine jüngste Tochter kratzte sich immer wieder – sehr verdächtig – an ihrem Hinterkopf. Eine Handbewegung, die mir als Mutter dreier Mädchen im Laufe der Jahre nur allzu gut bekannt geworden ist. Zeitgleich fiel mir auch wieder die E-Mail vom Elternvertreter der Klasse meiner Jüngsten ein. Läuse seien – wieder einmal – im Umlauf und eine Läusekontrolle sei dringend angeraten.

Ich muss zugeben, dass zumindest in meinem Posteingang (als Mutter dreier schulpflichtiger Kinder) diese Art von E-Mails phasenweise sehr inflationär eintreffen und ich eigentlich schon prophylaktisch in regelmäßigen Abständen die Häupter meiner Mädels nach den kleinen Plagegeistern untersuche. Habe ich dann monatelang weder Nissen noch lebendes Getier im Kopfhaar finden können und hat mich zudem länger keine Aufforderung aus Seiten der Elternschaft nach einer Läusekontrolle erreicht, dann ist diese Routine häufig wieder eingeschlafen. So war es auch dieses Mal. Unsere letzte Läusekontrolle lag mehrere Monate zurück!

Nun gut, es half nichts. Nun hieß es – wieder einmal – Haare anfeuchten, Pflegespülung drauf, Läusekamm raus und sich Strähne für Strähne durch das dichte Kopfhaar der jüngsten Tochter arbeiten. Es dauerte nicht lange, da wurde ich auch schon fündig. Eine dicke lebende Laus ….. Als erfahrene „Mädchenmama“ löst dieser Anblick mittlerweile keine große „Stressreaktion“ mehr bei mir aus. Dennoch fingen meine Haar und die Haare der Schwestern plötzlich auch wie wild an zu jucken. Bevor ich meinen Mann zur Apotheke geschickt habe, um Läusemittel zu besorgen, habe ich noch eine Läusekontrolle bei den großen Mädchen und bei mir gemacht. Zum Glück konnte wir nach kurzer Zeit feststellen, dass es nur die Jüngste erwischt hatte.

Kommt dir das Szenario bekannt vor?

Wenn du schon etwas ältere Kinder hast, dann kommt dir dieses Szenario sicherlich bekannt vor. Wie reagierst du, wenn du bei deinem Kind Verdacht auf Läuse hast? Weißt du genau, wonach du suchen musst und wie du die kleinen Plagegeister wieder los wirst? Weißt du auch, dass es rezeptfreie Läusemittel gibt und du nicht dafür mit deinem Kind zum Kinderarzt gehen musst? 

Was du über Kopfläuse wissen solltest

Was sind Kopfläuse?

Kopfläuse sind kleine flügellose Insekten, die in den Haaren nahe der Kopfhaut von Menschen leben und sich von seinem Blut ernähren. Es sind also Parasiten. Obwohl sie nicht größer als ein Sesamkorn sind, können sie – zumindest gefühlt – zu einer richtigen Plage in Gemeinschaftseinrichtungen werden. Da Läuse meist nur wenig Beschwerden bereiten, bleiben sie lange unentdeckt und eine Ausbreitung wird nach gängigem Meinungsbild so begünstigt.

Wissenschaftlich fehlen jedoch gesicherte Erkenntnisse zur Ausbreitungsdynamik von Läusen innerhalb begrenzter Populationen wie z.B. Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen. Die aktuelle Studienlage bietet Hinweise darauf, dass eine Ausbreitung langsamer voranschreitet und intensiverer und längerer Körperkontakte bedarf, als bisher angenommen. Unabhängig davon sind Eltern gemäß dem Infektionsschutzgesetz verpflichtet, der Gemeinschaftseinrichtung des Kindes, einen beobachteten Kopflausbefall mitzuteilen. Erst nach Behandlung der Kopfläuse mit einem gängigen Läusemittel darf es wieder die Kindertagesstätte oder die Schule besuchen.

Wer kann Kopfläuse bekommen?

Jeder von uns kann Kopfläuse bekommen!

Kinder zwischen 3 und 11 Jahre haben ein höheres Risiko, sich die ungebetenen Gäste einzufangen, denn in dieser Altersgruppe stecken sie beim Spielen häufig die Köpfe zusammen. Du solltest wissen, dass Kopfläuse nichts mit mangelnder Körperhygiene zu tun haben. Es schient sogar so zu sein, dass Läuse sich in frisch gewaschenen Haaren besonders wohl fühlen.

Wie werden Kopfläuse übertragen?

Läuse können weder Springen noch Fliegen, sie krabbeln entlang des Haarschaftes. Der direkte „Haar-zu-Haar-Kontakt“ ist somit der häufigste Übertragungsweg.

Wie häufig die Übertragung der Krabbeltiere über Gegenstände, wie z.B. gemeinsam benutzte Mützen oder Haarbürsten ist, wird kontrovers diskutiert. Man geht mittlerweile davon aus, dass es viel seltener vorkommt als früher angenommen.

Dieses liegt zum einen daran, dass die kleinen Parasiten nur ungern die behaarte Kopfhaut des Menschen verlassen, um sich z.B. auf Gegenständen niederzulassen. Die Läuse sind nämlich auf dem Menschen (Wirt) angewiesen um zu überleben, denn sie ernähren sich von seinem Blut. Ohne Kontakt zu ihrem Wirt werden die Läuse sehr schnell schwach und können sich nicht mehr fortbewegen. Eine Kopflaus überlebt ohne regelmäßige Blutmahlzeiten max. 1-2 Tage und stirbt dann ab.

Zum anderen ist ein Übertragungsweg durch Eier der Kopflaus sehr unwahrscheinlich. Zum Heranreifen der Eier wird ein spezifisches Umgebungsmilieu benötigt. Das Schlüpfen der Larven außerhalb des Kopfhautbiotops ist eine Seltenheit.

Eine indirekte Übertragung durch Gegenstände, die innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden, ist jedoch nicht ganz ausgeschlossen und wird weiterhin bei den Empfehlungen zum Schutz gegen die Ausbreitung der Läuse bedacht (s.u.).

Woran erkenne ich, dass mein Kind Kopfläuse hat?

Kopfläuse können wochenlang völlig unbemerkt in den Haaren deines Kindes leben. Dieses gilt insbesondere, wenn dein Kind das erste Mal von Läusen heimgesucht wird.

Der starke Juckreiz, welcher von vielen als das „klassische Zeichen“ eines Läusebefalls vermutet wird, fehlt bei einem Großteil der Befallenen. Er kann sich jedoch nach einigen Wochen einstellen und kommt dadurch zustande, dass dein Kind nun empfindlich auf die Speichelsubstanzen, die die Laus beim Saugen in die Haut abgibt, reagiert. Bei einem Zweitbefall mit Läusen wird häufig schneller mit Juckreiz reagiert.

Nicht selten werden leichte entzündliche Hautveränderungen mit Rötung und Juckreiz in der Nackenregion gefunden (s. Bild). Durch das Kratzen können kleine Hautwunden entstehen, die sich entzünden können. Es kann so zu einer bakteriellen Entzündung mit Schwellung der lokalen Lymphknoten im Nacken- und Halsbereich kommen. In so einer Situation solltest du dein Kind dringend einem Arzt vorstellen.

Bekommst du einen „Läusealarm“ aus der näheren Umfeld deines Kindes, ist es ratsam, dein Kind zeitnah gründlich zu untersuchen. Das solltest du auch tun, ohne dass es irgendwelche Beschwerden zeigt (s.o.). Du wirst überrascht sein, wie häufig du die kleinen Plagegeister antreffen wirst.

Was solltest du über den Entwicklungszyklus der Laus wissen?

Den Entwicklungszyklus der Laus solltest du kennen, denn so prägt sich dir das Prinzip der Läusebehandlung, welches ich dir im folgenden Abschnitt erkläre, besser ein.

Geschlechtsreife Weibchen können täglich bis zu 10 Eier nahe des Haaransatzes ablegen. Aus den grau-bräunlichen Eiern schlüpfen nach etwa 8-10 Tagen Larven. Über verschiedene Nymphenstadien entwicklen sie sich in weiteren 8-12 Tagen zu reifen Läusen. Nymphen sind sozusagen kleine Babyläuse, die sich in Kopfhautnähe aufhalten. Sie sind nicht nur weniger mobil, sondern auch transparenter als adulte Läuse.

Nissen sind (im medizinischem Sinne) die leeren Eihüllen der Läuse. Sie kleben wie die Eier am Haarschaft und können im Gegensatz zu Schuppen nicht abgeschüttelt werden. Die leeren Eihüllen sind ungefähr so groß wie ein Sandkorn, haben eine ovale Form und eine grauweiße Farbe. Sie rücken durch das Haarwachstum nach und nach von der Kopfhaut weg. Findest du Nissen im Haar deines Kindes, welche weiter als 1 cm von der Kopfhaut entfernt sind, dann haben sie keinen diagnostischen Wert. Das bedeutet, du kannst durch deine Beobachtung nicht auf einen aktiven Läusebefall bei deinem Kind schließen. Die Diagnose “Kopfläuse” kannst du nur stellen, wenn du Eier in Kopfhautnähe, lebende Larven oder Läuse findest. 

Wie untersuche ich mein Kind auf Kopfläuse?

Als erstes solltest du das Kopfhaar deines Kindes systematisch auf die kleinen Insekten hin untersuchen. Hierfür feuchtest du das Haar deines Kindes mit Wasser an und trägst eine Pflegespülung auf. Danach kämmst du das Haar Strähne für Strähne mit einem speziellen Läusekamm von den Haarwurzeln bis in die Spitzen durch. Danach streifst du ihn an einem hellen Handtuch oder einem Papierküchentuch ab. So kannst du am besten erkennen, ob du lebende Läuse oder Larven erwischen konntest. Falls du fündig wirst, denke daran, die Läuse oder Larven umgehend unschädlich zu machen.

Mit der Methode des “feuchten Auskämmens” kannst du nicht nur lebende Läuse und Larven aufspüren, sondern auch die Eier und die leeren Eihüllen (Nissen) der Läuse . Es ist aber nicht einfach zwischen den entwicklungsfähigen Eiern und den abgestorbenen Eihüllen zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist die Diagnosestellung durch ihren Nachweis deutlich unsicherer. Du kannst dich gezielt auf die Suche nach den entwicklungsfähigen Eiern machen. Diese findest du in der Nähe der Kopfhaut. Die Eier kleben wie die Nissen am Haarschaft und sind somit nicht leicht abstreifbar. Im Gegensatz zu den Nissen haben sie eine gelbliche bis grau-bräunliche Farbe.

Kopfläuse gefunden – und nun?

Du bist fündig geworden und hast die kleinen Parasiten auf der Kopfhaut deines Kindes nachweisen können? Nun gilt es, keine Zeit zu verlieren und zeitnah eine wirksame Therapie einzuleiten! Denn nur so verhinderst du, dass sich die Läuse innerhalb der Familie oder auf die näheren Kontaktpersonen deines Kindes ausbreiten können.

Die bei uns zum Einsatz kommenden gängigen Kopflausmittel töten die lebenden Tiere sicher ab, aber nicht zuverlässig alle Eier. Nach der Erstbehandlung können somit aus den Eier wieder Larven schlüpfen und zu geschlechtsreifen Läusen heranreifen. Das Zeitintervall von Eiablage bis zum Schlüpfen erklärt, warum unbedingt eine Wiederholungsbehandlung nach 8-10 Tagen erforderlich ist.

Das Ziel der Kopflausbehandlung ist die Reduktion und schließlich die Elimination der Lauspopulation auf dem behaarten Kopf. Dies ist grundsätzlich sowohl durch das konsequente “Nasse Auskämmen” (sehr zeitintensiv und aufwendig!) als auch durch gezielte Abtötung der Läuse mittels Läusemittel möglich. Eine Kombination vom beidem ist die zur Zeit empfohlene Strategie.

Welches Behandlungsschema wird aktuell empfohlen?

Das vom Robert Koch Institut empfohlene Behandlungsschema bei Kopflausbefall mit der Kombination von nassem Auskämmen und chemischer Behandlung sieht wie folgt aus:

Tag 1:

Mit einem Läusemittel behandeln und anschließend nass auskämmen

 

Tag 5:

Nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil werden

 

Tag 8, 9 oder 10:

Erneute Behandlung mit einem Läusemittel, um spät geschlüpfte Larven abzutöten

 

Tag 13:

Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen

 

Tag 17:

evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen

Welche Läusemittel kommen zum Einsatz?

Es gibt viele verschiedene Läusemittel auf dem Markt mit den unterschiedlichsten Wirkmechanismen. Eine Gruppe von Insektiziden greift zum Beispiel das Nervensystem der Läuse an und tötet sie auf diesem Wege. In der Praxis kommen am häufigsten die sogenannten Dimeticon-Präparate zur Anwendung. Dabei handelt es sich um Silikonöle, welche die Läuse umhüllen und in die Atemöffnungen eindringen. Hierdurch kommt es zu einem Ersticken der Parasiten. Verschiedene Silikonöle haben unterschiedliche Eigenschaften. So gibt es einige mit kürzerer Einwirkzeit, die ihre Wirkung schon in 20 Minuten entfalten. Andere dagegen haben eine längere Einwirkzeit, hier erfolgt die Behandlung über mindestens acht Stunden und kann somit über Nacht angewendet werden. Für welches Präparat du dich entscheidest, hängt von euren persönlichen Vorlieben ab.

Viele der Läusemittel sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, d.h. du muss nicht zwingend mit deinem Kind eure Kinderärztin/euren Kinderarzt aufsuchen und dir ein Mittel verschreiben lassen.

Gibt es Läusemittel auf Rezept?

Ja, einige Läusemittel sind vom Arzt rezeptierbar, aber bei Weitem nicht alle. Wir erleben häufig die Situation, dass Eltern am Empfangstresen stehen, eine Quittung von einem vor einiger Zeit privat gekauften Läusemittel vorlegen und sich nun das Läusemittel nachträglich rezeptieren lassen wollen. Der/die Apotheker/in habe darauf hingewiesen, dass man das Geld zurückbekäme, wenn man das Rezept dem Arzt nachreiche.

Leider geht das nicht immer so einfach. Hierfür solltest du zum einem wissen, dass nicht alle Läusemittel vom Arzt rezeptiert werden können und zum anderen, dass es eine Altersgrenze gibt. Für Kinder über 12 Jahren (Ausnahme Jugendliche mit Entwicklungsstörungen) können Ärzte z.B. keine Rezepte für Läusemittel ausstellen. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es Beschränkungen. Wir Ärzte bekommen regelmäßig aktuelle Informationen von unserer Kassenärztlichen Vereinigung, für welche der vielen Läusemittel auf dem Markt wir ein Kassenrezept ausstellen dürfen und für welche nicht.

Wenn du dir ein Läusemittel rezeptieren lassen und ganz sicher gehen möchtest, empfehle ich dir, eure Kinderarztpraxis zu kontaktieren und mit dem Praxispersonal zu besprechen, was im Falle eines Läusebefalls zu tun ist. So können Missverständnisse vermieden werden.

Warum hat die Therapie versagt?

Du fragst dich, warum du nach abgeschlossener Behandlung noch lebende Läuse auf dem Kopf deines Kindes findest? Hierfür kann es mehrer Ursachen geben. Vielleicht hast du dich nicht ganz genau an die Gebrauchsanweisung des Herstellers für das Läusemittel gehalten.

Stelle dir folgende Fragen:

Habe ich …

 

… die vom Hersteller angegebene Einwirkzeit eingehalten?

 

… vielleicht zu wenig Läusemittel aufgetragen?

 

… das Läusemittel ungleich auf dem Kopf verteilt?

 

… die Wiederholungsbehandlung durchgeführt?

 

… einen geprüften Nissenkamm benutzt?

Manchmal ist die Antwort viel einfacher und dein Kind hat sich schlichtweg erneut mit Läusen angesteckt. Du solltest dich fragen:

 

Habe ich …

 

…. alle Familienmitglieder gründlich auf einen Läusebefall hin untersucht?

 

… die nahestehenden Kontaktpersonen meines Kindes informiert? Wurde auch bei ihnen eine Kontrolle nach Läusen durchgeführt?

Wann solltest du mit deinem Kind einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam einen Arzt aufzusuchen, wenn du nach mehreren Behandlungsversuchen immer noch lebende Läuse finden solltest.

Solltest du bei deinem Kind ausgeprägte, entzündliche Hautveränderungen hinter den Ohren oder im Nacken mit eventueller Schwellung der lokalen Lymphknoten beobachten, auch dann ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Wann darf mein Kind wieder in die Gemeinschafteinrichtung?

Nach der sachgerechten Durchführung der Erstbehandlung mit einem handelsüblichen Läusemittel darf dein Kind die Kindertagesstätte oder die Schule wieder besuchen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss es zuhause bleiben.

Welche Pflichten habe ich als Elternteil?

Du bist als Erziehungsberechtigter gemäß § 34 Abs. 5 IfSG dazu verpflichtet, der Gemeinschaftseinrichtung, die dein Kind besucht, den Kopflausbefall mitzuteilen. Des Weiteren solltest du die Durchführung der Behandlung bestätigen. Es kommt auf die örtlichen Bestimmungen der Kindertagesstätte oder der Schule an, in welcher Form die elterliche Rückmeldung erfolgen soll. Bei wiederholten Auftreten von Kopfläusen bei deinem Kind kann die Einrichtung sogar ein ärztliches Attest fordern.

Hinweis:

Der Inhalt dieses Textes basiert auf gründlicher Literaturrecherche und meinen persönlichen, beruflichen Erfahrungen als Kinder- und Jugendärztin. Der Artikel dient der allgemeinen Information und elterlichen Weiterbildung. Die Informationen dieses Beitrags können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.