Die Strukturen zur Behandlung von Adipositas bei Jugendlichen in Stockholm waren mir lange nicht ganz klar. Zwar wusste ich, dass man Jugendliche ab 16 Jahren unter bestimmten Voraussetzungen an das Centrum för Obesitas (CFO) überweisen kann, aber welche Kriterien dabei genau zu beachten sind, wie die Aufgabenverteilung funktioniert und wer dort arbeitet, war für mich unübersichtlich.
Dank eines heutigen Informationstreffens der kinder- und jugendmedizinischen Zentren (Barn- och ungdomsmedicinska mottagningar, abgekürzt „BUMM“) in Stockholm mit dem CFO konnte ich nun vieles besser verstehen. Die wichtigsten Erkenntnisse habe ich für mich und meine tägliche Arbeit im Praxisalltag auf der schwedischen Seite von „Rock My Health“ zusammengefasst. Für euch habe ich sie hier ins Deutsche übersetzt – vielleicht ist der ein oder andere ja daran interessiert, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und zu sehen, wie ein Teil der Adipositasbehandlung in Stockholm organisiert ist.
Das CFO ist eine medizinische Fachklinik und ein Kompetenzzentrum für die gesamte „Region Stockholm“ mit dem Auftrag, nicht-chirurgische Behandlungen für Adipositas anzubieten. Auch die Entwicklung von Methoden und die Ausbildung sind Teil des Auftrags. Das CFO bietet spezialisierte Behandlungen für Jugendliche (ab 16 Jahren) und Erwachsene mit Adipositas an.
Team: Multiprofessionell mit u a. Ernährungsberatern, Physiotherapeuten, Krankenschwestern, Ärzten und Therapeuten. Insgesamt arbeiten dort etwa 20 Personen.
Überweisungspflicht: Patienten können sich nicht direkt an das Zentrum wenden, sondern benötigen eine ärztliche Überweisung.
Zielgruppe: Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene mit einem BMI > 35 bzw. einem BMI > 30 mit Begleiterkrankungen, die eine gewichtsreduzierende Behandlung erfordern.
Um aufgenommen zu werden, muss ein Patient:
Ausschlusskriterien:
Bei kognitiven Beeinträchtigungen arbeitet das Team mit Unterstützungspersonen des Patienten und der Primärversorgung zusammen. Es kann eine Behandlung mit GLP-1-Analoga erwogen werden.
Die Überweisung sollte folgende Angaben enthalten:
Personenzentrierte Behandlung nach nationalen Leitlinien mit drei Hauptkomponenten:
Behandlungsschritte:
GLP-1 Analoga werden als Hilfsmittel eingesetzt und ersetzen nicht die Änderung des Lebensstils (!).
Zugelassene Arzneimittel:
Nebenwirkungen:
Die Kosten für GLP-1-Analoga werden nicht vom öffentlichen Gesundheitssystem übernommen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, bei der schwedischen „Försäkringskassa“ einen Antrag auf Kostenerstattung zu stellen..
Vor einem möglichen operativen Eingriff durchläuft der Patient ein etwa 6-monatiges präoperatives Programm:
Zielsetzungen:
Inhalt:
Die Entscheidung über eine Operation wird gemeinsam in einer Behandlungskonferenz getroffen.
Nachbeobachtung: