2017 bin ich nach mehrjähriger ärztlicher Tätigkeit in Stockholm nach Berlin zurückgekehrt und arbeite als angestellte Kinder- und Jugendärztin in einer Praxis. Aufgefallen ist mir, wie groß der Unterschied zwischen Schweden und Deutschland im Bereich Elternschulung und Anwendung digitaler Medien in der Medizin ist, und hier möchte ich ansetzen.
Als Kinderärztin in Deutschland habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein nicht unerheblicher Teil der Besuche beim Kinderarzt unnötig sind. Viele Fragestellungen und Beschwerden können von gut informierten Eltern selbstständig gelöst und behandelt werden. Ich sehe das Problem insbesondere darin, dass uns als Kinder- und Jugendärzten im Praxisalltag häufig die Zeit fehlt, umfassend über alltägliche aber wichtige Gesundheitsthemen zu informieren.
So ist mir die Idee gekommen, für meine Patienten und deren Eltern ein „Basispaket an Gesundheitsinformation“ in Form eines Eltern-Coachings (Online-Kurs) zu erstellen. Später habe ich das Konzept insofern weiterentwickelt, diesen Online-Kurs nicht nur praxisintern, sondern auch über eine webbasierte Plattform, allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Auf meiner Plattform findest du nun informative Blog-Artikel, Videos, Webinare, Experten-Interviews und Online-Kurse rund um das Thema „Kindergesundheit“. Mein Angebot bietet dir eine gute Grundlage, die kindliche Entwicklung sowie Beschwerden, Symptome und Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen besser zu beurteilen.
Die letzten Stationen meines Lebenslaufes habe ich hiermit schon kurz umrissen. Ich möchte jedoch noch etwas persönlicher werden und weiter ausholen, damit ihr meinen Antrieb besser verstehen könnt.
Dass ich in der vierten Klasse eine Vier sowohl in Deutsch als auch in Mathematik auf dem Zeugnis hatte und die Grundschule mit einer Hauptschulempfehlung verlassen habe, zeigt vielleicht, dass mein Weg nicht immer ganz eben verlaufen ist und ich Einiges an Motivation und Willensstärke aufbringen musste, um meine Ziele zu erreichen.
Die Zeit zwischen Abitur und Studienbeginn habe ich mit einer Ausbildung zur Industriekauffrau bei einer großen deutschen Technikfirma überbrückt. Man könnte sich fragen, warum denn Industriekauffrau, wenn man Medizin studieren möchte. Einfache Antwort: Ich hatte damals sehr konkrete Vorstellungen, was ich einmal machen wollte und ich wollte genau bei dieser Firma im Bereich Medizintechnik tätig werden. Ihr wisst, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm … denn schon mein Vater war in dieser Firma beschäftigt. Die Gesundheitsversorgung mit innovativen Techniken und Lösungsvorschlägen neu zu gestalten hat mich immer fasziniert und ein abgeschlossenes Medizinstudium mit praktischer Erfahrung bietet meiner Meinung nach eine deutlich bessere Grundlage mitreden zu können, als nur theoretisch ausgebildet zu sein. Theoretiker gibt es wahrlich genug!
Meine Ziele änderten sich jedoch rasch und unerwartet, nachdem ich mein erstes Pflegepraktikum in einer Kinderklinik absolviert hatte. Die klinische Tätigkeit hat mich so fasziniert, dass ich alle meine Pläne über den Haufen geworfen habe und von nun an nur noch Kinderärztin werden wollte. So ist es dann auch gekommen, und ich habe den Entschluss nie bereut.
Mein Interesse, an der Weiterentwicklung des Gesundheitsystems beteiligt zu sein, ist jedoch geblieben. Angestoßen durch die Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung der Medizin gerade bietet, hat sich bei mir der Wunsch verstärkt, innovative Wege einzu-schlagen. Durch meine jahrelange Tätigkeit als Kinderärztin in Schweden habe ich gese-hen, dass es durchaus möglich ist, Ressourcen in der Gesundheitsversorgung effektiver einzusetzen. Damit möchte ich nicht behaupten, dass im schwedischen Gesundheitssys-tem alles besser ist, denn das ist sicher nicht der Fall. Dass die Schweden uns im Be-reich der Digitalisierung, auch des Gesundheitswesens, weit voraus sind, ist aber kein Geheimnis.
Lasst mich ein kleines Beispiel zum besseren Verständnis anführen: Videosprechstunde! Ein Thema, dass bei vielen meiner praktisch tätigen Kollegen hier in Deutschland auf großes Unverständnis und Ablehnung stößt. Denn als Arzt wolle man schließlich den persönlichen Kontakt zum Patienten haben und „sehen, hören und fühlen“ und man könne sich nicht vorstellen, dass so etwas per Online-Sprechstunde funktioniere. Tut es aber! Das zeigen uns die Daten aus Schweden.
Vor diesem Hintergrund habe ich vor einiger Zeit beschlossen, meine praktische Tätigkeit als Kinderärztin auf 50% zu reduzieren. Die übrige Zeit möchte ich dazu anwenden, die hiesige Gesundheitsversorgung in kleinen Schritten nach vorne zu bringen.
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