Madenwürmer
Hilfe, mein Kind hat Würmer!
Eltern, die das erste Mal Würmer bei ihrem Kind entdecken, rufen oft ganz aufgeregt in der Praxis an und sind unsicher, was in dieser Situation zu tun ist. Ich muss zugeben, die Aufregung kann ich sehr gut verstehen. Als ich mich das erste Mal auf die Suche nach Würmern bei meiner damals siebenjährigen Tochter gemacht habe und prompt fündig wurde, war auch bei mir die Aufregung sehr groß. Und dass, obwohl ich durch meine Praxistätigkeit mit dieser harmlosen und sehr häufigen Parasiteninfektion bestens vertraut bin.
Meine Tochter klagte damals, dass ihr abends nach dem Zubettgehen der “Po jucke” und sie schlecht schlafen könne. Ich dachte sofort an eine Madenwurminfektion. Also habe ich mich spätabends, nachdem meine Tochter schon mehrere Stunden – dem Anschein nach – friedlich in ihrem Bettchen schlief, mit einer Taschenlampe “bewaffnet”, auf die Suche nach Würmern gemacht. Nach einem kurzen Blick auf den Po meiner Tochter bestätigte sich mein Verdacht rasch. Glaube mir, Würmer aus dem Poloch deines Kindes kriechen zu sehen, ist wahrlich kein schöner Anblick und hat auch mich in Aufruhr versetzt.
Die Aufregung kann ich dir mit diesem Beitrag vielleicht nicht ganz nehmen, aber ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass eine Madenwurminfektion ungefährlich und viel verbreiteter ist, als du es dir vielleicht vorstellst. Du solltest der Infektion ohne falsche Scham begegnen. Wenn du weißt, welche Maßnahmen du in dieser Situation ergreifen musst, dann seid ihr die kleinen Plagegeister schnell wieder los. Im folgenden Beitrag spreche ich ausschließlich über Madenwürmer. Es gibt noch andere Darmparasiten beim Menschen, auf die ich hier nicht eingehen werde.
Was du über Madenwürmer wissen solltest
Was sind Madenwürmer?
Madenwürmer, auch Oxyuren genannt, sind kleine, ungefährliche Darmparasiten, welche bevorzugt Kinder befallen. Oft bleiben sie unentdeckt, da sie nur selten Beschwerden verursachen. Die bis zu 12 Millimeter langen, weißlichen, madenartig aussehenden, beweglichen Würmer machen meist durch einen nächtlichen Juckreiz am After auf sich aufmerksam und können so zu Schlafstörungen führen. Manchmal fallen sie auch im Stuhl auf.
Wie werden Madenwürmer übertragen?
Eine Person kann sich mit Madenwürmern anstecken, wenn sie infektionsfähige Eier des Parasiten verschluckt. Die Eier können über kontaminierte Hände, Gegenstände und Lebensmittel in den Mund gelangen. Da sie auch im Hausstaub betroffener Haushalte nachweisbar sind, können die Eier über aufgewirbelten Staub inhaliert und anschließend verschluckt werden. Dieser Übertragungsweg spielt bei der Verbreitung der Infektion jedoch keine große Rolle.
Die infektiösen Madenwurmeier gelangen nach dem Verschlucken in den Magen- und Darmkanal. Im Dünndarm entwickeln sich aus den Eiern innerhalb einiger Wochen über mehrere Larvenstadien die reifen Würmer. Diese wandern anschließend weiter in den Dickdarm. Die Männchen sterben rasch nach Ankunft im Dickdarm ab. Die Weibchen können dagegen bis zu drei Monate dort leben. Kurz vor ihren Tod machen sie sich auf den Weg Richtung Analkanal, um ihre Eier rund um die Analöffnung abzulegen. Von der Aufnahme der Eier über den Mund bis zur Eiablage vergehen zwei bis sechs Wochen.
Wenige Stunden nach der Eiablage entwicklen sich in den Eiern kleine Larven. Die Eier sind nun infektionsfähig und können es auch mehrere Tage bleiben.
Über kontaminierte Hände, Bettwäsche, Kuscheltiere oder Spielsachen verbreiten sich die Madenwurmeier. Die Aufnahme infektionstüchtiger Eier über Hände und verunreinigte Lebensmittel ist der gängigste Übertragungsweg und kann zu erneuten Ansteckungen führen.
Gerade bei Kindern kommt es häufig zur Selbstansteckung, d.h. sie verschlucken die Eier ihrer eigenen Madenwürmer. Greifen sich die Kinder mit den Fingern zum After – wie zum Beispiel beim “Kratzen am Po” – so bleiben Madenwurmeier an Finger oder unter Fingernägeln haften. Kommen die Finger nun in Kontakt mit dem Mund (“Anus-Finger-Mundkontakt”), können die Eier zu einer erneuten Infektion führen. Durch diesen Kreislauf wird die Infektion mit dem Parasiten aufrecht erhalten.
Wer bekommt Madenwürmer?
Sowohl Kinder als auch Erwachsene können Madenwürmer bekommen. Das Risiko eines Befalls ist jedoch bei Kindergarten- und Grundschulkindern zwischen vier und elf Jahren deutlich erhöht. Dieses liegt unter anderem daran, dass Hygieneregeln wie zum Beispiel Händewaschen nach dem Toilettengang und vor dem Essen teilweise nur mangelhaft befolgt werden. In dieser Altersgruppe kommt Daumenlutschen, Fingernägelkauen oder auch ein Kauen auf Schreibstiften besonders häufig vor. Diese drei Faktoren erhöhen nachgewiesenermaßen das Infektionsrisiko.
Zur Vermeidung einer Infektion mit den Darmparasiten ist das Händewaschen vor den Mahlzeiten sowie nach dem Toilettenbesuch besonders wichtig. Hat ein Familienmitglied Madenwürmer, so infizieren sich häufig auch die anderen Familienmitglieder. Innerhalb eines Haushaltes kann es daher zu immer wiederkehrenden Infektionen unter den Familienmitgliedern kommen – insbesondere dann, wenn die Infektion lange symptomlos bleibt.
Hat unser Haustier mein Kind mit Madenwürmern angesteckt?
Nein! Madenwürmer befallen keine Tiere sondern ausschließlich den Menschen. Das bedeutet, dein Haustier kommt nicht als Infektionsquelle in Frage.
Streichelt aber jemand mit verunreinigten Händen zum Beispiel deine Katze oder deinen Hund, dann können die Madenwurmeier im Fell deines Tieres haften bleiben. So kann auch dein Haustier – in seltenen Fällen – ein Glied der Übertragungskette werden. Madenwürmer wird es allerdings nie bekommen.
Wie erkenne ich einen Madenwurmbefall bei meinem Kind?
Ein Madenwurmbefall verläuft in knapp der Hälfte der Fälle völlig unbemerkt. Im Praxisalltag kommt es daher häufig vor, dass Eltern “überraschend” einen Wurm in der Wäsche, im Analbereich oder im Stuhlgang ihres Kindes entdecken ohne vorher Verdacht geschöpft zu haben.
Die Infektion verläuft jedoch nicht immer symptomlos. Folgende Anzeichen können auf einen Madenwurmbefall hindeuten:
Abendlicher und/oder nächtlicher analer Juckreiz
Ein unangenehmer analer Juckreiz ist das Leitsymptom eines Madenwurmbefalls. Du solltest an Madenwürmer denken, wenn dein Kind nach dem Zubettgehen oder nachdem es zur Ruhe kommt, über Juckreiz “im Po” klagt. Mädchen verspüren mitunter einen Juckreiz in der Scheide. Es wird kontrovers diskutiert, ob der Juckreiz durch die Migrationsbewegung der Weibchen zustande kommt oder durch freigesetzte “Eiweißstoffe” der Madenwurmeier induziert wird.
Schlafstörung
Manche Kinder fühlen sich durch den Juckreiz so gestört, dass sie abends schlecht einschlafen können und/oder mehrmals in der Nacht aufwachen. In seltenen Fällen können Müdigkeit, Einnässen, Konzentrationsschwäche und Abgeschlagenheit am Tage die Folge des nächtlichen Schlafmangels sein.
Hautentzündung/Ekzem
Durch ein intensives Kratzen können sowohl der After als auch die Scheide gerötet sein. Entzündliche Hautveränderungen können auftreten.
Vaginaler Ausfluss
Intensives Kratzen an der Scheide kann bei Mädchen zu einer lokale Entzündungsreaktion führen. Geht die Entzündung im weiteren Verlauf auf die weiblichen Geschlechtsorgane über, so kann ein vaginaler Ausfluss die Folge sein.
Welche Komplikationen können Madenwürmer verursachen?
In sehr seltenen Fällen werden schwere Verläufe bei Madenwurminfektionen beobachtet. Die Würmer können sich an untypischen Stellen ausbreiten. Harnwegsinfektionen, starke Bauchschmerzen bis hin zu Krankheitsbildern, die an eine Blinddarmentzündung erinnern, können die Folge sein.
Ich habe Fragen zu Madenwürmern – Videosprechstunde oder Praxisbesuch?
Eltern, die Würmer gesehen haben und deren Kinder keine oder nur milde Symptome wie zum Beispiel analen Juckreiz haben, berate ich in einer Videosprechstunde. Sie werden über die Harmlosigkeit der Infektion aufgeklärt, ein Wurmmittel wird verschreiben und die notwendigen Hygienemaßnahmen werden erläutert. Das Kind muss während der Konsultation anwesend sein, in die Praxis müssen Eltern und Kind nicht kommen.
Eltern, deren Kind unspezifische Symptome wie zum Beispiel Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Einnässen, Appetitlosigkeit, wiederkehrende Bauchschmerzen oder Gewichtsverlust zeigt und die eine Wurminfektion vermuten, rate ich zu einem Praxisbesuch. Eine Videosprechstunde ist hier nicht angebracht. Nach der Erhebung der Anamnese untersuche ich das Kind körperlich und bespreche mit den Eltern danach das weitere Vorgehen, denn diese Symptome können auch Anzeichen einer anderen Erkrankung sein.
In den folgenden Abschnitten erläutere ich dir genauer, was du bei Fragen rund um das Thema “Madenwürmer” wissen solltest, wann du dir dringend einen ärztlichen Rat einholen solltest, welche Wurmmittel zur Verfügung stehen, wann es vielleicht auch mal in Ordnung ist, ein rezeptfreies Wurmmittel einzunehmen und welche Hygieneregeln es zu beachten gilt.
Ich habe Würmer bei meinem Kind entdeckt und jetzt?
Wenn dein Kind keine weiteren Beschwerden zeigt und du kurze, weißliche, fadenförmige Würmer gesehen hast, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit “nur” um eine harmlose Madenwurminfektion. Hast du die Würmer mit eigenen Augen gesehen, bedarf es zunächst keiner weiteren Diagnostik. Auch wenn du vielleicht schon mal etwas von einem sogenannten “Klebestreifentest” vom After (mit anschließender mikroskopischen Darstellung der Eier) gehört haben solltest. In dieser Situation ist weder dieser Test noch eine Untersuchung des Stuhlgang deines Kindes notwendig. Du musst auch nicht umgehend persönlich mit deinem Kind einen Arzt aufsuchen, wenn es deinem Kind gut geht und es abgesehen von Juckreiz im Analbereich keine weiteren Beschwerden hat.
Nun gilt es, die kleinen Plagegeister rasch wieder los zu werden. Hierfür sind zwei Maßnahmen notwendig:
- Behandele dein Kind zweimal im Abstand von 14 Tagen mit einem Wurmmittel. Hierfür stehen rezeptfreie sowie verschreibungspflichtige Wurmmittel zur Verfügung (siehe unten).
- Unterbreche den Infektionszyklus der Würmer durch das Einleiten notwendiger Hygienemaßnahmen (siehe unten).
Ich glaube mein Kind hat Würmer, sehen konnte ich keine – was soll ich tun?
Dein Kind juckt sich vermehrt am Po und du vermutest einen Madenwurmbefall, aber gesehen hast du bisher keine? Mach dich gezielt auf die Suche nach den Würmern! Du hast die größte Chance, einen zu entdecken, wenn du zwei bis drei Stunden nach dem Zubettgehen die Analregion deines Kindes näher inspizierst. Nehme eine Taschenlampe zur Hilfe – so kannst du besser sehen! Planst du nachzuschauen, dann ziehe dein Kind zur Nacht so an, dass du leicht einen Blick auf das Gesäß werfen kannst. Natürlich solltest du auch den Stuhl und die Wäsche deines Kindes näher untersuchen. Manchmal findet man die kleinen, beweglichen, madenartigen Parasiten in der Unterhose oder im Bett. Sie sind gut mit dem bloßen Auge erkennbar.
Konntest du keine Madenwürmer ausfindig machen, hast aber weiterhin den Verdacht, dass dein Kind welche haben könnte, dann kontaktiere eure Ärztin/euren Arzt! Sie/er bespricht mit dir was zu tun ist. Behandele dein Kind nicht auf Verdacht mit einem Wurmmittel, sondern nur wenn du wirklich Würmer gesehen hast.
Wie kann der Arzt eine Madenwurminfektion nachweisen?
Vorweg möchte ich sagen, dass selten eine weitere Diagnostik notwendig ist. denn meist werden Würmer gesehen. Daher solltest du genau wissen, wann und wo du suchen musst (siehe oben).
In unklaren Fällen besteht jedoch die Möglichkeit mittels eines sogenannten “Klebestreifentests” den Madenwurmbefall nachzuweisen. Hierfür musst du morgens – bevor dein Kind auf Toilette geht und sich wäscht – einen durchsichtigen Klebestreifen mehrmals auf die Haut rund um den After deines Kindes drücken und diesen Klebestreifen auf einen geeigneten Objektträger kleben. Dieses Präparat wird dann entweder von eurer Ärztin/eurem Arzt oder von einem Labor unter dem Mikroskop näher untersucht. Finden sich Eier vom Madenwurm am Gesäß deines Kindes, dann kann man sie unter dem Mikroskop sehen und die Diagnose ist gesichert.
Stuhl- und Blutuntersuchungen sind nicht richtungsweisend und haben keinen Platz in der Diagnostik von Madenwürmern. Hat eure Ärztin/euer Arzt jedoch anhand der Anamnese und Beschwerden deines Kindes den Verdacht, dass es sich um eine andere Wurminfektion handelt, dann könnte sie/er dich eventuell um die Abgabe einer Stuhlprobe bitten. Beachte, dass jedes Praxisteam eigene Routinen hat, wie in unsicheren Fällen vorzugehen ist. Lasse dich beraten!
Welche Wurmmittel gibt es und wie wirken sie?
In Deutschland sind verschiedene Wurmmittel mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zugelassen. Hierzu zählen die rezeptfreien Medikamente mit dem Inhaltsstoff Pyriviniumembonat und die verschreibungspflichtigen Präparate mit den Wirkstoffen Pyrantel oder Mebendazol.
Was sollte ich über rezeptfreie Wurmmittel wissen?
Wurmmittel mit dem Inhaltsstoff Pyrviniumembonat sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und richten sich speziell gegen Madenwürmer. Das bedeutet, sie wirken nicht gegen andere Darmparasiten. Pyrviniumembonat führt zu einer Störung des Stoffwechsels der Madenwürmer, so dass diese schließlich absterben. Eine Wirkung auf die infektiösen Eiern hat der Wirkstoff dagegen nicht. Das ist auch der Grund, warum du die Behandlung nach 14 Tagen unbedingt wiederholen solltest. Aber Achtung, nicht erschrecken – Pyrvinium färbt den Stuhl hellrot! Ein roter Stuhl ist in diesem Fall somit kein Krankheitszeichen. Du solltest außerdem wissen, dass bei Kontakt auch Textilien verfärben können. Diese Verfärbung ist nicht auswaschbar. Der Wirkstoff hat den Magen-Darm-Trakt ordnungsmäßig passiert, wenn der Stuhl wieder seine normale Farbe annimmt. Dieser Zeitraum variiert zwischen verschiedenen Personen sehr und kann einige Tage dauern. Würmer solltest du nun nicht mehr antreffen.
Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht deines Kindes. Lasse dich von der Apothekerin/ dem Apotheker beraten und lese dir gründlich den Beipackzettel durch. Bei Unsicherheiten kontaktiere eine Ärztin/einen Arzt.
Unser Arzt hat das Wurmmittel mit dem Wirkstoff Mebendazol verschrieben – was sollte ich wissen?
Mebendazol galt lange Zeit in der Literatur als das Wurmmittel der ersten Wahl bei einem Madenwurmbefall. Das Medikament ist in Deutschland verschreibungspflichtig und wirkt auch gegen andere Darmparasiten. Die Substanz führt zu einer Hemmung der Nährstoffaufnahme der Parasiten und tötet sie dadurch ab. Die infektiösen Wurmeier macht es jedoch nicht unschädlich.
Das Medikament mit dem Wirkstoff Mebendazol ist bei uns für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. Die Kinderdosierung unterscheidet sich nicht von der Erwachsenendosierung. Laut aktueller Empfehlung wird die Einnahme einer Tablette Mebendazol 100 mg an Tag 1 und an Tag 14 empfohlen, die Dosierungsempfehlung des in Deutschland zugelassenen Medikaments unterscheidet sich aber davon (siehe Anmerkung unten). Bei hartnäckigem Befall kann die Ärztin/der Arzt eine ggf. höhere Dosierung über einen ggf. längeren Zeitraum empfehlen.
Anmerkung zur Dosierung in Deutschland
In Deutschland haben die Pharmaunternehmen, die Mebendazol 100 mg Tabletten vertreiben, keine offizielle Zulassung für das Präparat mit der internationalen Dosierungsempfehlung, sondern auf dem Beipackzettel steht eine höhere Dosierung. Diese Dosierung ist jedoch weder in den nationalen noch internationalen Empfehlungen verankert. Viele praktische tätige Ärztinnen/Ärzte richten sich jedoch nach diesen und arbeiten mit gutem Erfolg mit der niedrigen Dosis. Da es sich um einen “off-label” Gebrauch handelt, ist man verpflichtet, die Eltern der Patientinnen/Patienten darauf hinzuweisen und eine Einwilligung einzuholen.
Mein Kind hat das Wurmmittel mit dem Wirkstoff Pyrantel verschrieben bekommen – wie wirkt das?
Auch dieses Wurmmittel wird in Deutschland effektiv zur Behandlung von Madenwürmern eingesetzt und wirkt noch gegen eine Reihe weiterer Darmparasiten. Es muss vom Arzt verschrieben werden und ist somit nicht rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Im Gegensatz zu den anderen hier aufgeführten Wurmmittel tötet die Substanz die Würmer nicht ab, sondern lähmt sie nur, so dass die Parasiten noch lebend ausgeschieden werden. Auf die infektiösen Wurmeier hat es ebenfalls keine Wirkung. Eine Wiederholungsgabe nach 14 Tage ist daher unabdingbar.
Soll die ganze Familie prophylaktisch mitbehandelt werden?
Aufgrund der hohen Übertragungsfähigkeit der Madenwürmer sind häufig mehrere Haushaltsmitglieder gleichzeitig betroffen. Die Frage, ob alle Haushaltsmitglieder prophylaktisch mitbehandelt werden sollen, läßt sich leider nicht pauschal beantworten. Es gibt kein einheitliches Vorgehen. Ich persönlich befürworte die gleichzeitige Mitbehandlung aller Familienmitglieder spätestens nach dem zweiten (zeitnahen) Auftreten einer Infektion innerhalb einer Familie. Die Mitbehandlung jüngerer Geschwisterkinder unter 2 Jahren sollte mit einer Ärztin/einem Arzt besprochen werden.
Wie vermeide ich eine erneute Ansteckung?
Die Vermeidung von Re- beziehungsweise Autoinfektionen spielt mindestens eine ebenso große Rolle in der Behandlung der Madenwürmer wie die medikamentöse Therapie. Daher gilt: Gebe nicht nur Medikamente, sondern unterbreche auch den Infektionszyklus des Madenwurms, indem du die hier aufgeführten Hygienemaßnahmen einleitest:
- Achte darauf, dass die Hände nach dem Toilettengang und vor dem Essen gewaschen werden
- Halte die Fingernägel kurz und bürste sie regelmäßig
- Unterbinde Nägelkauen
- Wechsele die Unterwäsche täglich
- Wasche die Leibwäsche bei 60°C
- Achte auf personenbezogene Handtücher und Waschlappen
- Bett- und Nachtwäsche am Tag nach der abendlichen Einnahme des Wurmmittels wechseln und zeitnah waschen
Ist ein Madenwurmbefall meldepflichtig?
Eine Meldepflicht besteht nicht. Ich persönlich empfehle den Eltern in unserer Praxis, der Kita oder der Schule einen Madenwurmbefall zu melden. So hat zum Beispiel das Kita-Personal die Möglichkeit, besonders aufmerksam darauf zu achten, ob vielleicht noch andere Kinder befallen sind. Infektionsketten können schneller unterbunden werden.
Darf mein Kind mit Madenwürmern in die Kita/Schule?
Aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen den Besuch einer öffentlichen Einrichtung. Die empfohlenen Hygienemaßnahmen müssen aber eingehalten werden. Aus diesem Grund möchte ich hier noch einmal wiederholen, dass man den Befall – auch wenn es einem vielleicht unangenehm ist – der Einrichtung melden soll. Falsche Scham ist hier unangebracht. Das Personal kann unterstützend darauf achten, dass die geltenden hygienischen Regeln auch wirklich eingehalten werden.
Wann sollte ich mir ärztlichen Rat einholen?
Ansonsten hole dir ärztlichen Rat, wenn …
- sich dein Kind unwohl fühlt oder/und unter Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme leidet
- du bei deinem Kind den Verdacht auf Würmer hast, aber trotz gezielter Suche keine finden konntest
- du bei deinem Kind trotz der Behandlung am Tag 1 und Tag 14 mit einem Wurmmittel noch Würmer finden solltest
- dein Kind das rezeptfreie Wurmmittel nicht nehmen mag
- du dir unsicher bezüglich der Dosierung des Wurmmittels bist
- dein Kind jünger als zwei Jahre ist
Schwangere und stillende Mütter sollen vor der Anwendung eines Wurmmittels immer einen Arzt kontaktieren.
Quellen
DynaMed [Internet]. Ipswich (MA): EBSCO Information Services. 1995 – . Record No. T115562, Enterobiasis (Pinworm Infection); [updated 2018 Nov 30, cited 15/9/20]. Available from https://www.dynamed.com/topics/dmp~AN~T115562. Registration and login required.
Centers of Desease for control and prevention: pinworm infection
Deutsches Ärzteblatt: Diagnostik und Therapie des Madenwurmbefalls
1177 vårdguiden: springmask